Denkmal gegen sich selbst

Denkmal gegen sich selbst

Denkmal gegen sich selbst

Eingereicht von Plakolm Leonhard

Kurzbeschreibung des Entwurfs

Das Denkmal am Platz: Die Lueger-Statue steht auf einem hohen Sockel auf einem zum Ring hin offenen Platz, so dass die Vorbeifahrenden sie, wenn auch nur kurz, registrieren.
Den Rückraum umfängt eine ausladende Platane.
Genützt werden die Bänke im Rücken des Denkmals sowie auf dem Vorplatz von Ruhesuchenden, Liebespaaren u.a. Der Sockel des Denkmals wird von Schulkindern und Skatern frequentiert oder von Leuten, die sich photographieren (lassen).
Ansonst? Ich habe in der Initiative gegen die Tiefgaragenpläne 2009 gemerkt, dass die eher bürgerlichen Leute der Umgebung auf den Baum großen Wert legen, das LuegerDenkmal aber nicht beachteten. Eine fast schon politische unpolitische Sicht. Auf die Idee, den Bau der Tiefgarage zwecks Demontage des Denkmals zu wollen, ist niemand gekommen. Andererseits: Die Initiative hat den Lueger zum Sprechen gebracht (Siehe Augustin Artikel).

Das Problem und dessen Aufhebung: Die Thematik ist grundsätzlich dieselbe, wie bei allen politisch missliebigen oder ästhetisch-moralisch anstößigen Kunstwerken im öffentlichen Raum: sie sollten abmontiert und in ein Depot der schlechten oder verwerflichen Beispiele verbracht werden. Gilt es aber, ein Denkmal dieser Art stehen zu lassen, so als Denkmal seiner selbst. Dazu braucht es einer Intervention.

Im Sprachlichen erfolgt sie durch Anführungszeichen. 
Das Zitat hat, so Walter Benjamin im Essay Karl Kraus, „die Kraft: nicht zu bewahren, sondern zu reinigen, aus dem Zusammenhang zu reißen, zu zerstören“. Der Lueger soll ein Denkmal sein, das - wenn es weiter stehen bleibt - gegen ihn/sich selbst besteht.
Nun soll aber dem Denkmal ein anderer Sinn gegeben werden. Das ist schwierig, weil es gilt, die historische Haltung des Dargestellten, den politischen Antisemitismus, zu negieren; die Haltung haftet der Statue an, aber nur in der Wahrnehmung derer, die über den Dargestellten halbwegs Bescheid wissen. Dem Denkmal einen bestimmten unübersehbaren Gegensinn zu verleihen, geht nur im Kontext, also in der Rezeption oder in der Umfunktionierung der Rezeption.

Umsetzung des Konzeptes: Ausgehend von der Ansicht, dass das Denkmal ein aus Metall und Stein gebauter Text ist, schlage ich vor:

(1) Setzt es unter Anführungszeichen, faktisch!
Mit Leuchtkörpern 15x 70 cm, vorzugsweise in grellem Violett oder Rot. 
(2) Versetzt es in einen anderen Kontext: in den der aus der Geschichte entwachsenen/emanzipierteren Gegenwart!
Mithilfe einer doppelseitigen oder umlaufenden Lichtzeile, die vor dem Denkmal - 9m lang, 3m hoch - im Rasenfleck/Rosengarten montiert wird.
Die Lichtzeile ist monatlich neu mit Texten zu beladen, die per se (kraft ihrer Verfahrensweise) die Umfunktionierung provozieren. Mir schwebt Lyrik von Theodor Kramer bis Nelly Sachs, von Jura Soyfer über Heimrad Bäcker zu Elfriede Gerstl u.a. vor...
(3) Die zitierte LuegerStatue wird im flanierenden Schweifen der Betrachtenden zum Denkmal gegen sich selbst. In der Synopse mit der umlaufenden Lichtzeile erfährt es im Eingedenken der Vorbeikommenden eine – offene - Konfrontation. Diese andere Plastik besteht freilich nur ephemer, in den Köpfen der Leuten...

Ergänzend: Die Auswahljury ist entweder dieselbe wie Ihre oder sie setzt sich aus VertreterInnen der Alten Schmiede, der Angewandten/HS, des Jüdischen Museums, des Wiener Stadtschulrats und von ZARA zusammen.
Die Dauer der Umgestaltung ist auf sieben Jahre angelegt. Dann - spätestens - hat sich eine neue Generation daran gewöhnt...
 
L.P.

Details zur Einreichung (.pdf)

Je nach Wunsch der Einreicher_innen sind teilweise nur Titel, Abbildung und Namen verfügbar, auch wenn die gesamte Einreichung umfangreicher war.